Montag, 2. Mai 2016

Kategorien und andere Einteilungen

Sommer, Sonne, Strand und Meer. Urlaub ist angesagt. Jedenfalls bald. Und jedenfalls für den „normalen“ Arbeitnehmer. Also nicht für uns, schließlich sind meine Frau und ich keine Arbeitnehmer, denn wir sind selbstständig bzw. freiberuflich tätig. Ob wir nun „normal“ sind, vermag ich nicht zu sagen, das mögen bitte unsere Freunde und Bekannte beurteilen. Schließlich ist es immer ein wenig schwierig, über sich selber ein ehrliches, wahres Wort zu verlieren.
Interessanterweise treffe ich bei meiner Dienstleistungsfähigkeit für den, letzte Woche schon mal angesprochen großen Fernsehprogrammanbieter, immer wieder auf Menschen, die sich gewissermaßen kategorisieren lassen. Böses Wort? Nein, auf keinen Fall. Eher eine objektive Feststellung. Wobei die Anzahl der Kategorien sich nahezu täglich ändert – und zwar meistens nach oben.
Ein kleiner Rundblick verschafft uns hier den Überklick (merkt man, dass ich gerne „wortspiele“?)
Da gibt es zum Beispiel die Kategorie eins. Das sind diejenigen, die von sich selber sagen, sie hätten überhaupt kein Verständnis von dem, was sie machen. Die mag ich sehr, weil sie einerseits meistens für gute Laune sorgen (sie tun das, was ich ihnen sage, wissen nicht, warum und sind über das Ergebnis in der Regel hocherfreut) und andererseits haben diese Kunden Recht – denn technisch affin sind sie fast nie. Ich denke gerne an einen jungen Mann zurück, den ich bei einem telefonischen Support darum bat, er möge doch bitte sein Empfangsgerät mal kurz vom Netz nehmen.
„Vom Netz nehmen? Wie jetzt?“, fragte er mich unsicher.
„Nunja“, erwiderte ich, „den Stromstecker einfach aus der Steckdose ziehen, das meinte ich!“
„Ach herrje!“, kam von ihm, „Da habe ich ja überhaupt keine Ahnung. Meinen sie jetzt dieses Kabel?“
Ich war froh, dass er mich nicht fragte, ob er seine Frau hinzuziehen solle (was oft aber die bessere Lösung ist), und erklärte ihm, dass das nicht schwieriger sei als beim Staubsauger. Der braucht ja normalerweise auch ein Stromkabel plus Stecker und eine passende Steckdose.
Da ich aber nicht sehen konnte, wie es bei ihm ausschaut, konnte ich ihm nun nicht sagen, WELCHER Stecker denn nun der Richtige ist, was damit endete, dass das letzte, was ich von ihm hörte, ein „Ich nehme dann diesen – tut-tut-tut-tuuut“ war. Er hatte das Telefon abgeklemmt.

Kategorie zwei ist das krasse Gegenteil der ersten. Das sind die Alles-besser-Wisser-und-dennoch-den-Support-Anrufer.
Egal, was man ihnen auf ihre Fragen antwortet, es ist entweder falsch oder sie haben es bereits gewusst. „Habe ich schon!“, „Ist mir klar!“ oder „Das habe ich aber im Forum XXX anders gelesen!“ sind die Kernaussagen eines jeden Gespräches. Ertappt man dann den Kunden bei einer offenbaren Falschinterpretation eines Satzes in der Bedienungsanleitung, die er – natürlich!!! – gelesen hat, so liegt der Fehler nicht, ach was sage ich – NIE!, bei ihm. Schließlich sind Gebrauchsanweisungen und Handbücher immer unverständlich und irreführend verfasst. Diese Experten würden das anders machen. Und besser. Und nur, weil es hinterher nicht heißen soll, SIE hätten das Gerät durch unsachgemäße Bedienung zerstört, rufen sie eigentlich an. Denn genaugenommen wissen sie ja viel besser als ich, wie das Gerät arbeitet. Ist mir klar. Weil wenn ich Ahnung hätte, würde ich das Gerät ja nicht supporten, sondern es gänzlich neu entwickeln. Ich denke drüber nach …
Oder die dritte Kategorie, ebenfalls ein ganz eigener Schlag Menschen. Das sind die, bei denen ich grundsätzlich an allem schuld bin. An den Preisen, der unausgegorenen Technik, ihren Problemen, falschen Buchungen, dem Untergang der Titanic, den Ozonlöchern … einfach an allem. Da habe ich manchmal schon Probleme, mich nicht mit einem: „Sehen Sie doch zu, wie Sie alleine zurechtkommen“, zu verabschieden. Aber meine gute Erziehung und natürlich meine Aufgabe als solche, nämlich den Kunden bestmöglich zu versorgen, hält mich von solchen rabiaten Maßnahmen ab. Auch wenn ich nach einem derartigen Einsatz dann gerne stampfend in der Wohnung umherlaufe und meine geliebte Frau mich dann daran erinnert, auf keinen Fall meine Blutdrucksenker zu vergessen …
Schließlich, um die kleine Runde zu beenden, sind da noch die netten und lieben. Meine Lieblinge. Die Kunden, die dankbar für jeden Ratschlag sind, diesen auch annehmen und sich bereits im Vorfeld für den möglichen Stress, den sie mir vielleicht antun, entschuldigen. Die, die sich freuen, wenn man mal ein Späßchen über den Rivalen beim Fußball macht oder sie auf das Kindergeschrei im Hintergrund anspricht. Die sich über ein Kompliment (die Damen) freuen, oder über ein „das haben sie genau richtig erkannt“ (die Herren).
Das sind die, die mir tagtäglich beweisen, dass JEDE Tätigkeit, wenn man sie mit Freude ausübt, Spaß machen kann. Und dass da draußen in der großen, weiten Welt, viele Menschen sind, die genauso sind wie Du und ich.
Und wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, dann gehöre ich irgendwie zu jeder dieser Kategorien. Und das sind nur ein paar, die heute hier mal angeführt habe. Da sind noch einige mehr … aber wollen wir es mal nicht übertreiben. Nur ist doch irgendwie immer alles abhängig von der Tagesform. Der, der Dir gestern noch nett gegenübertrat, ist heute ein Ekel. Aber nicht, weil er grundsätzlich ein Ekel ist, sondern weil er einfach einen schlechten Tag erwischt hat. So bin eben auch ich nicht immer charmant und eloquent, sondern hin und wieder auch mal recht zickig. Auf diese Weise betrachtet, ist es gar nicht schwierig, wenn ich versuche, mich selber als „normal“ oder eben NICHT „normal“ einzuschätzen.
Ich bin das, was jeder von uns ist: einfach Mensch.
Denkt mal drüber nach, wenn Euch Euer Gegenüber ärgert und Ihr ihn am liebsten sonst wohin wünschen würdet.
Bis die Tage!

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